Familienwappen wieder aufgetaucht

Wappen Uhlhorn
Wir hatten es schon seit Jahrzehnten aus Holz geschnitzt im Wohnzimmer hängen, das Wappen Uhlhorn. Es war ein Geschenk an die Familie, welches auf ein Wappen auf einer sehr alten Postkarte beruht. Heute ist die Postkarte aus dem Jahr 1899 wieder aufgetaucht.
Zu dem Namen Uhlhorn gibt es zudem eine interessante Entstehungsgeschichte, welche ich im Monatsblatt Nr. 81 des Heimatvereins der Samtgemeinde Barnstorf gefunden habe:

Hof Uhlhorn


Im nördlichen Teile des Kirchspiels Barnstorf liegt der Hof Uhlhorn, einer jener größeren Einzelhöfe, wie sie in dortiger Gegend nicht selten sind. Irgend etwas besonderes ist von ihm nicht zu berichten, außer einer fast vergessenen Geschichte, wie der Hof an seinen Namen gekommen sein soll. Die Geschichte nun hat sich so zugetragen: Die Frau des Besitzers, noch jung und in den Jahren, wo der Mensch – vorzüglich der weibliche – gute Kameradschaft mit dem Spiegel hält, wäre gern der Sommersprossen im Gesicht ledig gewesen. Aber so vielerlei sie auch versuchte, kein Mittel wollte anschlagen. Da riet ihr ein alter Schäfer, sie solle in einer Vollmondnacht auf den Kirchhof gehen und das Gesicht mit dem Wasser netzen, das in den Vertiefungen der Leichensteine sich sammle. Die Bäuerin wartet also den nächsten Vollmond ab, macht sich auf den Weg zum Kirchort und tut dort auf dem Totenacker, wie ihr geraten worden. Als sie eben den Friedhof verlassen will, sitzt da eine Eule auf einem Grabkreuz und rollt mit den Augen. „Ach Gott“, seufzt die Frau, „nun muss ich gewiss sterben!" Bedrückten Herzens geht sie nach Haus und legt sich ins Bett. Als aber der Tod nicht kommen will, steht die Bäuerin am Abend des dritten Tages auf, nimmt den Eimer und geht zur Seitentür hinaus, um frisches Wasser zu holen und sich einen Kaffee zu kochen. 0 weh, da sitzt die Eule auf der Brunnenwippe! Vor Schreck lässt die Frau den Eimer fallen, läuft ins Haus zurück und packt sich wieder aufs Lager.

Am folgenden Tage zieht ein Trupp Zigeuner durch die Gegend, und eine Bettelfrau kommt auf den Hof und bittet um Eier. Der Bauer weist sie ab und sagt, die Eiergeschäfte wären Sache der Frau und die liege im Bett und wolle sterben. Da erbietet sich die Zigeunerin, der Frau zu helfen; sie könne jede Krankheit bannen. Dem Bauer, der eine Arbeitskraft unlieb missen und die Kosten einer Beerdigung gern sparen möchte, ist das schon recht. Er gelobt der Landfahrenden ein halbes Dutzend Eier, wenn ihre Bemühungen Erfolg haben sollten.

Postkarte mit Wappen Uhlhorn, Wappenseite
Nun kommt das Taternweib in die Kammer, nimmt die Hand der Bäuerin, schaut aufmerksam hinein, murmelt etliche dunkle Sprüche und erklärt endlich, die Krankheit sei ernst und der Tod stehe schon vor der Tür. Doch gebe es ein Mittel, ihn von der Schwelle zu scheuchen: Die Bäuerin müsse ein Häckselbad nehmen. Zu dem Zweck solle der Bauer mit dem Knecht die Häckselkiste hereintragen, am Abend die Kranke hineinheben und mit dem Häcksel bedecken. Zu Häupten der Frau solle er ein Bockshorn legen, zu Füßen zwei gekreuzte Stäbe, sich mit dem Knecht neben die Lade setzen und fleißig das Sprüchlein beten:

Wode – Wille – We
Treib dich der Zorn,
Halt dich das Horn,
Hüt dich der Schleh!


Wenn sie's recht machten, werde noch vor Mitternacht die Krankheit den Menschenleib verlassen und ins Horn flüchten. Das solle dann der Bauer alsbald unter einem Dornbusch vergraben. Durch nichts aber dürften die Männer sich verleiten lassen, das Sprüchlein zu unterbrechen und vorzeitig die Kammer zu verlassen. Die Bäuerin werden sonst den Tod davon haben. Moll – woll", sagt der Bauer, „dat Rezept is billig. Helpt et, kann't en halw Dutz lien!" Dann ruft er den Knecht und trifft mit dem die Vorbereitungen für die Kur, während die Zigeunerin ihres Weges zieht.

Als am Abend die Bäuerin im Bade sitzt und die beiden Männer eifrig ihr Sprüchlein beten, wird's plötzlich unruhig im Hause: Die Hühner flattern ängstlich über die Diele, und ein Schwein quiekt zum Erbarmen. Aber Bauer und Knecht halten's für Geisterspuk, lassen sich nicht irre machen und beten ihre Litanei bis Mitternacht. Da wird's still im Hause. Nun heben sie die Frau aus dem Häcksel; der Bauer vergräbt das Hörn unter einem Dornbusch an der Gartenecke; die Frau fühlt sich gesund, und froh der gelungenen Kur
begibt man sich zur Ruhe.

Postkarte mit Wappen Uhlhorn, Adressseite
Im Morgendämmern geht der Bauer über die Diele und weckt den Knecht. Da bemerkt er vor der Tür zum Schweinestall eine Blutlache. Als er nun einen Blick in den Stall wirft, ist das beste Schwein verschwunden, und die Hühner sind auch fort. Da geht ihm natürlich ein Licht auf. Indes kommt der Knecht und fragt: „Hett de Fro good slapen nah de Hackelskur? De hefft wi oh'n Dokter mal billig kureert!" – „Nu swig mi blots still von wegen billig!" knurrt der Bauer. „De Tatersche is up use Mudd'n (Mutterschwein) nah'n Blocksbarg räen, un dat Höhnervolk is ook öber'n Harz!" – „Gottsdübel!" antwortet der Knecht, „denn hett dar'n Uhl säten, un dat weer jo woll de drüdde in disse Angelegenheit. Ja -ja, dat Sprickwort hett weller mal rech: All goen Dinge sünd dree!"

Da nun Eule und Horn in der Häckselkurgeschichte eine so bedeutsame Rolle spielen, indem doch von ersterer gewissermaßen die Krankheit kam und letzteres sie nahm, fingen die Nachbarn bald an, den Hof Uhlhorn zu nennen.

Das aber und die ewigen Hänseleien wegen des Häckselbades verdroß den Bauer so, dass er schließlich sein Besitztum veräußerte und in einer andern Gegend sich ankaufte. Der Name Uhlhorn jedoch ist geblieben bis auf den heutigen Tag. – Weil aber die Krankheit der Bäuerin ins Bockhorn gescheucht wurde, sagt man seit der Zeit von einem Menschen, der leicht das Hasenpanier ergreift: Er lässt sich ins Bockshorn jagen. (28)

Quelle: Monatsblatt Nr. 81 des Heimatvereins der Samtgemeinde Barnstorf